Gummi-Guide: Hier werden Sie zum Autoreifen-Profi

(K)eine Glaubensfrage: Reifen wechseln oder nicht? Warum Sie in der kalten Jahreszeit unbedingt Winterreifen aufziehen sollten, erfahren Sie hier. Zudem klären wir weitere Fragen rund um Räder, wie zum Beispiel: Was bedeutet auswuchten?

Wie bedeutend Autoreifen für die Fahrsicherheit sind, verdeutlicht dieser Fakt: Die Aufstandsfläche aller vier Reifen zusammen entspricht nur ungefähr der Größe eines DIN-A4-Blatts. Hierüber werden sämtliche Kräfte auf die Straße übertragen: beim Beschleunigen, beim Bremsen und bei der Seitenführung. Dementsprechend wichtig sollte Ihnen das Thema sein. Alles, was Sie über Reifen & Co. wissen müssen, finden Sie hier.

Auf Sommerreifen im Winter fahren – keine gute Idee!

1. WER BENÖTIGT WINTERREIFEN?

Warum nicht einfach die Winterreifen auch im Sommer fahren? So spart man sich einen zweiten Satz Räder für das Fahrzeug, zudem die Kosten für den Reifenwechsel. Doch das ist keine gute Idee. Damit setzen Sie Ihre Sicherheit, die Ihrer Mitfahrer und die anderer Verkehrsteilnehmer aufs Spiel. Denn Reifen tragen einen großen Teil zur Fahrsicherheit eines Autos bei. Was unterscheidet also Sommerreifen von Winterreifen?

Die Gummimischung

Der Anteil von Naturkautschuk ist bei Winterreifen so gewählt, dass diese bei niedrigen Temperaturen weich genug sind und ausreichend Grip aufbauen. Wer allerdings im Sommer mit Winterreifen unterwegs ist, fährt auf Reifen, die zu weich werden. Und nimmt damit einen erhöhten Verschleiß und Energieverbrauch wie auch einen längeren Bremsweg in Kauf. Der Grund: Das weiche Profil der Winterreifen nutzt sich bei hohen Temperaturen und auf hartem Asphalt schneller ab, der sogenannte Abrieb ist höher.

Die Gummimischung von Sommerreifen ist im Vergleich zu der von Winterreifen deutlich härter – um die höheren Temperaturen in der warmen Jahreszeit stemmen zu können. Wenn Sie im Winter mit Sommerreifen fahren, müssen Sie unter anderem mit längeren Bremswegen und einer schlechteren Seitenführung rechnen, da die Reifen nicht weich genug sind, um Haftung aufzubauen. Wenn Sie denn beim Start überhaupt vom Fleck kommen…

Das Reifenprofil

Sommerreifen besitzen massivere Gummiblöcke, die einen optimalen Kontakt zur Fahrbahn ermöglichen. Diese sind mit weniger Rillen und Lamellen durchzogen als ihr Winteräquivalent. Die Rillen sind jedoch breiter und speziell dafür ausgelegt, große Mengen von Wasser abzuführen und somit das gefürchtete Aquaplaning zu verhindern.

Durch das Profil der Winterreifen ziehen sich viele Rillen, die zudem tiefer sind als die der Sommerpendants. Dank der Rillen verzahnt sich der Reifen mit Eis und Schnee und verhindert so ein Rutschen. Zwischen den Rillen befinden sich nochmals kleinere Vertiefungen, die sogenannten Lamellen. Sie unterstützen die Rillen beim Verzahnen mit dem Untergrund.

Mit Sommerreifen im Winter wird Ihr Auto zum Schlitten – wie das aussieht und wie sich Winterreifen im Sommer schlagen, sehen Sie hier im Video!

2. WANN SOLLTEN SIE DIE REIFEN WECHSELN?

Die klare Empfehlung der Experten lautet: Winterreifen nur im Winter fahren. Diese also nicht über den Sommer aufgezogen lassen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel? Die deutsche Eselsbrücke sagt: von O bis O – von Ostern bis Oktober. Dazu ist die 7-Grad-Celsius-Grenze ein guter Gradmesser: Unterhalb dieser Temperaturen arbeiten Winterreifen besser, oberhalb davon Sommerreifen.

Ob Winterreifen in einem bestimmten Zeitraum verpflichtend aufgezogen werden müssen (Winterreifenpflicht), hängt davon ab, in welchem Land Sie unterwegs sind und welche Witterungsbedingungen Sie erwarten. Erkundigen Sie sich also, bevor Sie mit Ihrem Auto in ein Ihnen unbekanntes Land fahren.

Reifenwechsel? Auf jeden Fall! Aber wann ist der richtige Zeitpunkt?

3. WANN WIRD ES ZEIT FÜR NEUE AUTOREIFEN?

Grundsätzlich sollten Sie die Reifen wechseln, wenn das Profil abgefahren ist. Die Mindestprofiltiefe liegt in Europa bei 1,6 Millimetern. Experten raten jedoch aus Sicherheitsgründen, Sommerreifen bei 3 Millimetern und Winterreifen bei 4 Millimetern auszutauschen. Doch wie finden Sie heraus, ob die Reifen noch genügend Profil aufweisen? Indem Sie eine 2-Euro-Münze in das Profil Ihres Autoreifens stecken. Der silberfarbene Rand der Münze misst genau 4 Millimeter. Wenn der Rand komplett im Profil eines Winterreifens verschwindet, sind Sie auf der sicheren Seite. Falls er über die Lauffläche hinausragt, sollten Sie neue Reifen aufziehen.

Vielen Autofahrern ist nicht bewusst, dass ein Reifen auch altert, wenn er nicht benutzt wird. UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Temperatur setzen dem Material zu. Spätestens nach acht Jahren sollte deswegen ein neuer Satz Reifen angeschafft werden, selbst wenn der alte noch ausreichend Profil aufweist.

Nach einem Rad- oder Reifenwechsel und 50 bis 100 gefahrenen Kilometern sollten Sie die Muttern auf den Felgen nachziehen. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn die Muttern könnten sich unter Umständen durch die tägliche Belastung lockern.

Alle Informationen auf einen Blick: Jeder Reifen trägt auf seiner Flanke einen Zahlen- und Buchstabencode.

4. WIE ENTSCHLÜSSELT MAN DIE REIFENBEZEICHNUNG?

225/45 R17 91Y – was wie ein Geheimcode wirkt, ist die Reifenkennzeichnung. Entschlüsselt gibt Ihnen diese Buchstaben- und Ziffernkombination alle Informationen zum Reifen:

  • Die Ziffern 225 geben die Reifenbreite in Millimetern an.
  • 45 ist der Profilquerschnitt – in Prozent wird hier das Verhältnis von der Höhe der Flanke zur Breite der Lauffläche angegeben.
  • R steht für Radialreifen, die gängige Bauart der heutigen Reifen.
  • 17 ist der Reifendurchmesser in Zoll.
  • 91 bewertet die Tragfähigkeit des Reifens, ist also der Tragfähigkeitsindex. Er erklärt, wie hoch er bei einem bestimmten Reifendruck belastet werden kann.
  • Y steht für den Wert auf dem Geschwindigkeitsindex. Y heißt in diesem Fall: Dieser Reifen ist für Geschwindigkeiten bis maximal 300 km/h zugelassen.

Nur geprüfte Winterreifen dürfen mit einem Schneeflocken-Symbol gekennzeichnet sein. Wohingegen der Zusatz M+S oft auch auf Ganzjahresreifen zu finden ist. Aus der DOT-Nummer (Department of Transportation, Verkehrsministerium der USA) können Sie herauslesen, wann der Reifen produziert wurde. „2519“ bedeutet: hergestellt in Woche 25 im Jahr 2019.

Qual der Wahl: Allrounder oder Spezialreifen?

5. WELCHE REIFENTYPEN GIBT ES?

Falls Sie in einem Land mit gemäßigtem Klima wohnen oder Ihren Wagen bei Schnee kaum nutzen, könnten Allwetterreifen eine Alternative zu zwei Reifensätzen sein. Ganzjahresreifen (auch Allseason Tires genannt) liegen zwischen den zwei Polen Sommer- und Winterreifen. Ursprünglich ist der Ganzjahresreifen ein Winterreifen, dem Eigenschaften von Sommerreifen antrainiert wurden. Alljahresreifen sind damit stets ein Kompromiss.

Weitere Reifentypen für Autos sind:

  • Leichtlaufreifen: Bei diesem Reifentyp steht der Rollwiderstand im Vordergrund und damit das Einsparpotenzial hinsichtlich Strom- oder Spritverbrauch. Die verwendete Gummimischung unterscheidet sich von den gängigen Typen, dazu ist das Reifenprofil nicht so stark ausgeprägt. Nachteil: Grip und Komfort können nicht mit vergleichbaren Reifen mithalten.
  • M+S steht für Matsch und Schnee und ist als Kennzeichnung oft auf Allwetterreifen zu finden.
  • Offroad-Reifen ziehen Sie auf, wenn Sie mit Ihrem Fahrzeug abseits der Straßen unterwegs sind. Das Gummiprofil ist gröber, was die Eigenschaften im Gelände deutlich verbessert. Proportional dazu nehmen die Straßeneigenschaften ab.
  • Runflat Tires: Die Reifen mit Notlaufeigenschaften ermöglichen es dem Autofahrer, nach einem Schaden am Reifen weiterzufahren. Allerdings nur maximal 80 Kilometer weit und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Zudem muss Ihr Fahrzeug für diesen speziellen Reifentyp freigegeben sein.
  • Slicks: Hierbei handelt es sich um Rennreifen ohne Profil, die bei nasser Fahrbahn schwer fahrbar und nur für den Gebrauch auf Rennstrecken zugelassen sind. Auf trockenem Belag spielen Slicks dagegen ihre Vorteile aus und kleben bei optimaler Temperatur nahezu am Asphalt.
  • Semislicks: Auch diese gehören der Kategorie Rennreifen an. Sie sind profiliert, jedoch nicht in dem Maße wie Serienreifen. In Deutschland besitzen Semislicks die Straßenfreigabe. Bei Nässe sind sie jedoch mit Vorsicht zu genießen.
  • Spikes sind Winterreifen mit Metallstiften, die sich im Eis festkrallen. Ihr Gebrauch ist länderabhängig geregelt.

6. WIE ERMITTELT MAN DEN RICHTIGEN REIFENDRUCK?

Der zulässige Luftdruck wird vom Hersteller des Autos und den Reifenproduzenten festgelegt und ist in der Reifendrucktabelle nachzulesen. Diese finden Sie zumeist an der B-Säule bei geöffneter Fahrertür oder der Innenseite des Tankdeckels, sicher aber im Bordbuch. Der Reifendruck ist abhängig vom Wagentyp, der Reifenart und der Beladung. Prüfen Sie ihn in regelmäßigen Abständen, immer jedoch vor längeren Fahrten.

7. WAS VERSTEHT MAN UNTER DEM BEGRIFF LAUFRICHTUNG?

Bestimmte Autoreifen weisen ein laufrichtungsgebundenes Profil auf, das ein besseres Verdrängen von Wasser ermöglicht und die Spurstabilität erhöht. Auf diesen Reifen sind Pfeile zu finden, die kennzeichnen, in welche Richtung sie abrollen müssen. Achten Sie beim Reifenwechsel an Ihrem Fahrzeug unbedingt darauf. Bei einer Falschmontage werden aus Vorteilen schnell Nachteile, der Wagen rollt lauter ab und die Abnutzung erhöht sich.

Reifen lagern: Trocken, kühl und dunkel muss es sein.

8. WIE LAGERT MAN REIFEN RICHTIG?

Nach dem Wechsel der Kompletträder (Reifen auf Felgen) sollten Sie diese waagerecht und übereinander gestapelt lagern. Reifen ohne Felge dagegen sollten stehend gelagert werden, und von Zeit zu Zeit sollten Sie die Räder drehen. Für beide Varianten gilt: Der Aufbewahrungsort sollte möglichst trocken, kühl und dunkel sein. Denn richtige Lagerung hat Auswirkungen auf die Lebensdauer der Gummimischung.

Kein guter Kompromiss: In der warmen Jahreszeit sind Winterreifen die falsche Bereifung.

9. WAS BEDEUTET REIFEN AUSWUCHTEN?

Wie bemerken Sie eine Unwucht? Oft deutet ein Flattern des Lenkrads darauf hin. Eine Fachwerkstatt hat die passenden Geräte zum Überprüfen und Beheben. Damit ein Reifen wieder vollkommen rund läuft, müssen Wuchtgewichte beim Aufziehen des Autoreifens auf die Felge platziert werden.

10. WAS IST AQUAPLANING?

Der gefürchtete Effekt des Aquaplanings tritt ein, wenn sich große Mengen Wasser auf der Straße befinden und diese nicht mehr vom Reifen verdrängt werden können. Der Reifen schwimmt, zwischen ihm und der Straße entsteht ein Wasserfilm. Dadurch wird das Fahrverhalten unberechenbar, Brems- und Lenkkräfte können nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr übertragen werden. Anfällig hierfür sind insbesondere Breitreifen (sie haben mehr Wasser zu verdrängen) und Reifen mit abgefahrenem Profil. Bei diesen sind die Rillen schnell mit Wasser gefüllt, der Gummi kann das Wasser nicht mehr ableiten. Der gleiche Effekt tritt ein, wenn der Reifendruck nicht korrekt eingestellt ist.

Was also tun, wenn Aquaplaning Sie überrascht? Nehmen Sie den Fuß vom Gas, aber bremsen Sie nicht. Vermeiden Sie Lenkbewegungen, kuppeln Sie aus und warten Sie, bis die Reifen wieder Kontakt zur Fahrbahn haben.

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